Warum Kalibr Raketen den Ukrainekrieg entscheiden könnten

Putins bevorzugte Cruise-Missiles haben eine unsichere Zukunft. Das könnte das Leben vieler Zivilisten retten (BH)

Techjournalist
35 min readOct 1, 2022
Start einer 3M-54 Kalibr Rakete von einem russischen Kriegsschiff aus (Text/Analyse: BH, illustration B.H., Bilder: Quellen)

Wie die Ukraine und westliche Mächte mit einem Mix aus Sanktionen, Luftabwehr und Gegenangriffen eine von Putins wichtigsten Waffen — hochpreisige ballistische Raketen — immer mehr den Gar ausmachen, das ist bislang kein großes Thema in westlichen Medien.

Dass Maßnahmen zur Abwehr Leben retten könnte, liegt auf der Hand. Russische Streitkräfte setzen hochpräzise Raketen ein, um Ziele, auch weit hinter den Stellungen ihrer Truppen, zu zerstören. Damit wird auch psychologische Kriegsführung betrieben. Denn niemand soll sich vor dem langen Arm Russlands sicher fühlen.

Putins bevorzugte Waffe sind sogenannte Kalibr Raketen — eine Gruppe Russischer Modelle, die aus einheimischen Varianten besteht, wie 3M54, 3M14K und Kalibr-M und Exportversionen, der Club-S, Club-N, Club-T, oder Club-A.

Diese Raketen vernichteten nicht nur ukrainische Stellungen, sondern töten unschuldige Zivilisten und Kinder. Immer und immer wieder. Die Kommandeure und Generäle die den Befehl zum Abschuss geben, tragen genauso Blut an den Händen wie russische Soldaten, die Kriegsgefangene und Zivilisten foltern.

Außerdem werden Unsummen an ihre Produktion verschwendet — Geld, das Russland wohl dringender für ein besseres Gesundheitssystem und die Bekämpfung der Pandemie brauchen könnte.

Diese und andere Analysen zeigen, dass mit dem Fall der Russischen Kalibr Rakete, auch Putins Macht schwinden wird. Ihre Produktion wird immer komplizierter und unsicherer. Ihre Präzision ist überbewertet. Mit zunehmender Zielgenauigkeit von Raketen Abwehrsystemen verlieren diese Raketen jetzt auch vermehrt an Einfluss. Damit ist die Zukunft der Kalibr-Raketen, die seit dem Beginn des Russischen Angriffskriegs auf die Ukraine eingesetzt wird, zwar unsicherer (3M54, 3M14 und 91R), aber noch lang nicht Geschichte. Dazu kommen neue Entwicklungen. Russland hofft auf immer besseren Kalibr Modelle. Das gibt Experten neuen Grund zur Sorge.

Bild: Raketentyp “Kalibr”, Cruise Missile Raketentypen der russischen Streitkräfte, nun im Einsatz gegen ukrainische Soldaten und Zivilisten

Mord an Zivilisten in Winnyzja

Am 14. Juli 2022 verursachen Raketen des Typs “Kalibr” eine schreckliche Szene in einer friedlichen ukrainischen Stadt, weit hinter den für-Russland feindlichen Linien. Mitten in der zentral-ukrainischen Stadt Winnyzja, mit ihren 370000 Einwohnern und circa 130 km nördlich der Republik Moldau, schlagen mehrere Raketen mitten ins Stadtzentrum ein. Ein Blutbad ist die Folge.

Zunächst werden vier Marschflugkörper auf See, nämlich irgendwo im Schwarzen Meer, abgeschossen. Dann treffen zwei auf ihr Ziel ein. Sicherheitskameras zeichnen die Szene auf und machen es möglich die Zeit auf die Sekunde genau, zu verifizieren.

Zuerst scheint es wie Glück im Unglück. Zwei Kalibr Raketen kann die ukrainischen Luftabwehr abfangen. Das bestätigt auch der Regierungspolitiker von Vinnytsias, Serhiy Borzov.

Mit der Kalibr Cruise Missile, die hier eingesetzt wurde, handelte es sich um eines der teuersten Raketenmodelle, die Russland ihren Feinden bieten kann. Russland hat keine Kosten und Mühen gescheut. Sie wurden massenhaft über der Ukraine eingesetzt. Wie auch hier in Vinnytsias, töten die Explosionen scheinbar zielgenau. Aus den Explosionen und daraus resultierenden Bränden töten die zwei Raketen mindestens 23 Menschen. Unter ihnen sterben mehrere Kinder. Mehr als einhundert Menschen werden verletzt.

Zeitgleich zum Einschlag findet in Den Haag ein Treffen zur Diskussion russischer Kriegsverbrechen statt. Die New York Times und andere glaubwürdige Parteien klassifizieren diesen Raketenschlag als ein Kriegsverbrechen.

Kraterabmessung des Einschlags auf Asphalt einer der zwei Kalibr Raketen (Bild France24).

Warum musste so viele Unschuldige sterben? Das fragen sich nicht nur Ukrainische Bürger. Wahr ist: Das Hauptquartier der ukrainischen Luftwaffe befindet sich in Winnyzja. So rückt die Stadt ins Zielradar der russischen Truppen. Gleich neben dem Ort des Luftschlages befinden sich eine Statue mit einem Kampfflugzeug. Ironischerweise wurde ihr kein Schaden zugefügt.

Das Russische Verteidigungsministerium rühmt sich auf ihren Social Media Kanälen mit der Genauigkeit dieser Raketen. Dennoch scheinen sie nicht besonders zielsicher zu sein, wenn es um Zivile Menschenleben geht.

Denn wie diese und weitere Fälle in diese Analyse zeigen, Zivile Opfer vermeiden sie kaum. Die Frage, die sich für viele Angehörige und Untersuchungen zu Menschenrechtsverletzungen stellt: Haben die Raketen ihr Ziel verpasst. Ist also die Qualität der Waffen schuld dass noch viel mehr Menschen sterben mussten? Oder wurde hier absichtlich in die Menge von Zivilisten gefeuert? Oder es ist eine Mischung aus den beiden Optionen?

Auf dem Papier ist die Präzision des Raketentyps — von dem es mehrere Modelle gibt — mit 2 bis 3 Metern relativ hoch. Auch kleinere Häuser, wie eine Fabrikhalle für Panzer (wie hier meine Kollegen und ich nachzeichnen konnten), lassen wohl problemlos auch mit einer Kalibr Rakete ausschalten.

Der Telegram account Rybarder eine Schattenarmee von pro-russischen OSINT Hackern leitet — bieten dem Russischen Militär auf den Sozialen Medien immer wieder exakte Geo-Koordinaten von Stellungen, Bahnhöfen, Elektrizitätswerken und sogar Zivilpersonen an. Wie weit das Militär dieses Angebot angenommen hat, bleibt unklar.

Eine der Werkstätten des Hochspannungswerks in Zaporozhye. Insgesamt trafen es 2 Kalibr Raketen (von Schiffen der Schwarzmeerflotte gestartet). Zuvor wurden Waggons mit militärischer Ladung in das Werk gefahren.
“Die traditionelle unflätige Sprache der Verärgerten ist beigefügt”, verhöhnt der pro-russische Account Rybar die Opfer des Anschlages.

Kalibr Raketen des Typs 3M 54 gehören zu Russlands modernsten Land-Attack Missiles. Warum also hatten diese Raketeneinschläge so verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung, wenn die doch so zielgenau sind? Die Anzahl der Raketen, die abgefeuert wurden, hat sicher zur Zerstörung beigetragen. Die eingeschlagenen Raketen trafen ihr Ziel, nämlich ein Konzertsaal aus der Sowjetzeit, das “Haus der Offiziere” in der Kotsyubyns’koho Ave, 37.

Vor und Nach Ansicht des Einschlages der Kalibr Raketen (Google Earth, links, Planet Images, rechts)

Dort, so die Erklärung der russischen Armee, hätte eine Sitzung hochrangiger Offiziere, im Offiziersklub der Armee, stattgefunden. Ein Treffen des Kommandos der ukrainischen Luftwaffe mit Vertretern ausländischer Waffenlieferanten: “…Vertreter ausländischer Rüstungslieferanten, die über die Entsendung einer weiteren Charge von Flugzeugen und den Einsatz ukrainischer Flugzeuge diskutierten. Der Angriff hat zur Ausschaltung der Konferenzteilnehmer geführt”.

Abgefeuert wurden die Raketen von einem Schiff aus. Das russische Militär liebt es Abschüsse von Kalibr Raketen aufzuzeichnen. Ein Video zeigt einen Abschuss ein Tag nach dem Anschlag. Diese Szene zeigt drei Raketen.

Abschuss von mehreren Kalibr Raketen, 15. Juli (Der Angriff auf das Stadtzentrum von Winnyzja hat am 14. stattgefunden)

Warum nach Angaben der Behörden mindestens 23 Menschen durch den Raketenangriff starben hat mit der zweiten Rakete sicher auch zu tun. Satellitenbilder und Aufnahmen nach dem Einschlag lassen erahnen wo diese einschlug, nämlich nahe Büro und Gesundheitseinrichtungen. Diese Einrichtungen lassen sich auch einfach durch Google Maps/Yandex Maps verifizieren.

Wie erfolglos oder erfolgreich der Russischen Angriff wirklich war lässt sich durch die Identitäten der Toten erahnen. Die ukrainischen Behörden geben im Anschluss aber nur 14 Namen der Opfer bekannt. Das lässt die Identität der restlichen (9) Todesopfer im Dunkeln. Recherche zufolge arbeiteten mindestens drei der Toten bei der ukrainischen Abwehr. Durch offene Daten aus dem Netz lassen sie sich teils zuordnen.

Der Tod des ukrainischen Offizier Kostyantyn Puzyrenko wurde auf der Webseite der Berdychiv Stadtverwaltung bekanntgegeben. Abzeichen der Uniform lassen darauf schließen wo er arbeitete. Im Falle von Oleg Makarchuk hat dessen Militärakademie den Tod im Internet bekannt gegeben. Er sei am Tag des Einschlags gestorben und ließe dabei zwei Söhne zurück. Den Tod aber nicht den genauen Ort des Colonels Dmytro Burdiko wird auf Instagram erwähnt.

Totesmeldung von Oleg Makarchuk

Tote, nicht-ukrainische “Vertreter ausländischer Rüstungslieferanten”, so wie es Russische Quellen behaupten, lassen sich so weit nicht verifizieren.

Selbst wenn so ein Treffen zwischen hochrangigen Offizieren gegeben hätte — was nicht verifiziert werden konnte — haben die Raketen viel mehr Todesopfer gefordert als es von Präzisionswaffen zu erwarten war. Dass es dabei besonders bei benachbarte Gebäude so schwerwiegend zu Zerstörung kam, wirft schwerwiegende Fragen auf. Um diese Fragen teils zu klären, helfen uns später Computersimulationen die zeigen wie schwerwiegend die Auswirkungen auf den Bereich rundum ein Ziel seien.

Einschläge der Cruise Missiles nachgezeichnet (rote Kreise) — Geoanalysen der Einschlagsorte der zwei Raketen zeigen, dass eine medizinische Einrichtung, Büros, Geschäfte und Wohnhäuser indirekt getroffen werden.

Nach dem Raketeneinschlag, der Schlag mit FakeNews

Kurz nach dem Einschlag bekräftigten russische Staatsmedien, dass hier ein strategisches Ziel ausgeschaltet wurde. Die Chefredakteurin von RT, Margarita Simonyan, erklärte unter Berufung auf das Verteidigungsministerium der russischen Föderation, der Raketenschlag sei auf das Offiziershaus gerichtet worden, wo “Nazis” untergebracht waren.

Link

Die Berichte der Russen passen zu anderen Vorfällen, die vereitelt oder mit falschen Tatsachen verfasst worden sind, klagen Experten. RUSI Experte Samuel Ramani meldet sich zu Wort auf Twitter. Russland habe mit ihren Kalibr Raketen Landwirtschaftliche Einrichtungen in Odessa beschossen, dann aber behauptet es handle sich lediglich um Munitionslager. Ähnlich im August, als fünf Kalibr auf die Ukraine zufliegen (davon werden zwei abgeschossen). Zwar wurde keiner getötet, aber drei Kalibr treffen landwirtschaftliche Ziele.

Eine weitere Frage ist: Warum hat Russland Kalibr-Rakete im Wert von mehreren Millionen USD genutzt, um Zivilisten abzuschlachten? Sicher scheint auch. Wären die zwei weiteren Raketen nicht abgefangenen worden, hätte es womöglich noch viel mehr Opfer gegeben.

Der Einschlag von Marschflugkörpern verursacht in der Regel einen Krater von mehreren Metern. Wenn eine Kalibr Rakete in ein Haus einschlägt, kann die Zerstörung viel größer sein, wie diese Modelsimulation eines Deutschen Designstudios zeigt.

Wahrheitsgemäße Model Simulation eines Einschlags einer 3M14 Kaliber Rakete in einen typischen vierstöckigen DDR Wohnblock (Credit: KaiKostack). Simuliert wird ein Einschlag einer 3M14 Kaliber Bodenangriffs-Marschflugkörper, auch bekannt als Klub (Club), NATO-Bezeichnung SS-N-30 Sagaris, Sprengkopf: 400–500 kg; TNT-Äquivalent: 520–650 kg. Die Struktursimulationssoftware wurde an der Laurea University of Applied Sciences, Finnland, entwickelt. Sie wurde im Rahmen des EU Inachus FP7 Projekts (607522) kreiert: Technologische und methodische Lösungen für integrierte, weiträumige Situationswahrnehmung und Überlebendenlokalisierung zur Unterstützung von Such- und Rettungsteams (USaR)

Aus der Simulation lernen wir, wie mächtig diese Raketen sind um zivile Ziele auszuradieren. Die hälfte des simulierten Häuserblocks wird weggerissen. Aber nicht nur das. Man kann sich aus mahlen wie anderen Gebäude und Personen, die das Ziel umgeben, um Zuge der Explosion zusätzlich geschädigt werden. So bleibt der Begriff “Surgical Strike” (chirurgischer Anschlag) — der so gern in Kontext der strategischen Kriegsführung und im Zusammenhang mit diese Raketen genutzt wird — pure Illusion. Das Beispiel Winnyzja zeigt das, genauso wie der Kalibr Raketenangriff auf Nikolaev ende März.

Zweifel an der Genauigkeit

Dazu kommt: Immer mehr Zweifel bezüglich der Präzision der Raketen werden laut. Westliche Experten sagen der Kreml (via russischen Median) überschätzen bewusst ihre Zielgenauigkeit. Britische und amerikanischen Geheimdienstquellen zufolge weisen speziell Kalibr-Rakete (und einige andere Raketenmodelle) eine sehr geringe Treffsicherheit auf. Was russischen Medien behaupte sei schlichtweg eine Illusion. Mehr als 60 Prozent der russischen Marschflugkörper verfehlen Ziele, so NATO-Statistiken. Da ist die Kalibr Rakete keine Ausnahme. Was das für Winnyzja bedeute ist klar: Selbst wenn das Militär ohne Zivilschaden genau treffen hätte wollen, was Risiko zu verfehlen scheint größer als es zu treffen. Übertragen macht das potenziell jeden Kalibr Angriff eine Fall für eine Untersuchen zur Menschenrechtsverletzung.

Was genau Kalibr Raketen anrichten können, kann jedoch nicht ohne genauen Beschreibung des Typs — also zum Beispiel 3M-14 Kalibr Cruise Missile — und Angaben zu Payload, bestimmt werden. Payload bestimmt mit die Sprengkraft. Bei einer Kalibr Rakete kann das bis zu 500kg an Sprengstoff sein. Eine gewaltige Ladung.

Eine grobe Skizze der Flugbahn der Kalibr-Raketen, die nach Winnyzja geflogen sind, kann nachvollzogen werden. Da die Koordinaten des Schiffes jedoch unbekannt sind, kann der Abschussort nur vermutet werden. Die Sichtung der Raketen kurz vor dem Einschlag — in der Stadt Bershad — spricht jedoch für diese Flugbahn. Die Raketen verfügen über zwei Lenksysteme. Das erste ist völlig autonom. Das zweite wird von GLONASS und GPS gesteuert. Letzteres ermöglicht nach Expertenmeinung eine Korrektur der Flugbahn während des Fluges. Ob eine Korrektur stattgefunden hat, kann hier nicht festgestellt werden.

Ein grober Entwurf der Flugbahn der Kalibr-Raketen die nach Winnyzja flogen kann nachgezeichnet werden. Da aber die Koordinaten des Schiffes unbekannt bleiben, lässt sich der Abschussort nur erahnen.

Für diese Flugbahn spricht jedoch auch die Sichtung der Raketen, kurz vor dem Einschlag — nämlich in der Stadt Bershad. Die Raketen verfügen über zwei Lenksysteme. Das erste ist völlig autonom. Das zweite wird über GLONASS und GPS gesteuert. Letzteres ermöglicht nach Angaben von Experten eine Korrektur der Flugbahn während des Fluges. Ob eine Korrektur stattgefunden hat, kann hier nicht bestimmt werden.

Modellierte Flugbahn der Kalibr Rakete die den Anschlag verübte

Es hat wohl nur wenige Minuten gedauert um die Raketen abzufeuern und in dem Menschengefüllten Stadtzentrum einschlagen zu lassen, so die Analyse. Nur wenige Minuten. Das lässt den Ukrainischen Truppen nicht viel Zeit zu reagieren. Wie viel Zeit genau blieb, lässt sich von Kalibr Übungseinsätzen erahnen. Am Beispiel eines russischen Testlauf hat eine Rakete nur 137 Sekunden benötigt um ein 250km entfernte Ziel zu erreichen (so der Fernsehsender Zvezda TV mit Aufnahmen des Testschusses). Für die rund 450km ergibt das circa 247 Sekunden, knapp über 4 Minuten.

Glück um Unglück

Trotz der verheerenden Folgen des Anschlags, konnte die Ukrainische Luftabwehr einen kleinen Sieg feiern. Kalibr-Raketen konnten abgefangen werden. Eine wurde später gefunden und fotografiert. Es nicht das erste Mal. Diese Abstürze machen es möglich die Modelle im Detail zu studieren.

2 Kalibr Raketen abgeschossen am 14 Juli. Photo Ukrainian Airforce: Link (das Modell passt wahrscheinlich zum Typ 3M 51 — Verifikation)

Es ist nicht das erste Mal, dass teure Kalibr-Raketen abgeschossen werden. In den letzten Monaten hat die ukrainische Abwehr immer mehr diesen Raketen entgegenzusetzen. Zu verdanken haben die Ukrainischen Truppen das auch dem S300 Air Defence System.

Im August reichten vier Raketen des S300 Systems aus, um vier russischen Kaliber Raketen zu zerstören. So scheint zwar die Möglichkeit immer noch als gegeben für Putin potenziell “jeden und alles” in der Ukraine zu treffen. Das Risiko eines erfolgreichen Schlags wurde aber reduziert.

Anfang August zerstörten Ukrainische Truppen bis zu sieben Kh-101/Kh-555-Raketen, die aus der Region des Kaspischen Meeres abgefeuert wurden. Gefeiert wurde dass under der Ukrainischen Luftwaffe mit eine Luftabwehr Quote von 87,5 %. Dennoch lässt das weitere Chancen für Russland zu, sollten Raketen durch die Abwehr hindurchrutschen.

Strategiewechsel

Air defence scheint jetzt richtig zu funktionieren. Leider gibt es einen Haken. Die Rechnung der Luftabwehr geht weniger gut auf, wenn Kalibr Raketen nicht von Russischen Kriegsschiffen abgefeuert werden. Denn die Position des Abschusses zu kennen ist wichtig. Das ist auch der Grund warum die Russische Führung Ende April und Anfang Mai ihre Strategie ändert. Sie setzten nun vermehrt U-Boote um Radarerkennung zu vermeiden. Ende April, leitet die russische Schwarzmeerflotte den ersten Kalibr Abschuss vom U-Boot Kilo 636, auf Bodenziele der ukrainischen Armee (Russland hat eine halbes Dutzend von dieser Klasse). Alle Raketen treffen ihr Ziel. Ohne Koordinaten vom Abschussort, wie bei Schiffen, Luft-oder Landstellungen, wird es plötzlich komplizierte Kalibr Raketen abzufangen.

Liste an Russischen U-Booten der berüchtigten Schwarzmeerflotte (Wikipedia)

Nicht nur die Ukraine möchte Raketen abschießen. Russland trifft nun auch vermehrt Vorkehrungen um mögliche Ukrainische Raketen abzuwehren. Im August können Ukrainische Truppen acht russische Kampfflugzeuge durch eine Reihe von Explosionen auf einem Luftwaffenstützpunkt auf der Krim zerstören. Die Antwort Russlands kann auf Satellitenbilder nachvollzogen werden, so das Expertenteam von ImageSat International (ISI). Satellitenbilder bestätigten wie S300 Systeme aus Syrien abgezogen werden.

Raketen Identifizieren

Vergleichen und bestimmen lassen sich diese vom-Himmel gefallenen Objekte auch. Am 3. September veröffentlichte die ukrainische Luftwaffe Bilder eines abgefangenen Flugkörpers mit verbranntem Rumpf. Die mit der Aufschrift “3П-14” gegenzeichnete Rakete passt zu dem von Russland-ausgestellten Model der 3M-14.

Abgestürzte 3П-14 im März

Zwar lassen sich Kalibr Raketen bergen, oft wissen die Personen die sie finden aber wenig darüber, selbst nach Absturz, wie groß die Gefahr der Flugkörper immer noch ist.

Giftige Gase können selbst nach dem Absturz noch austreten, fügen Experten an. Ukrainischen Truppen selbst warnen vor einer Bergung auf eigene Faust. Wie im Falle der Kalibr Rakete vom 23. Mai war das nicht anders. Die Polizei oder das Militär soll immer sofort kontaktiert werden, wird gewarnt. Trotzdem tauchen immer wieder Bilder im Netz auf. Es scheint ganz so als ob “Missilespotting” zum neuen Trend unter der Ukrainischen Bevölkerung wurde.

Analyse von Messebildern der 3M54–1 Kalibr ( = 3M14 Biryuza)
Ansicht einer 3M14-Kalibr Rakete (link)
Einschusslöcher der Rakete. Link

Außer des Typs, lässt sich hier leider nur wenig durch diesen Absturz bestätigen. Ein weiterer Fall, vor mehreren Monaten ins Netz gestellt und erneut in der Region Vinnytsa, auf einem Feld, zeigt ähnliche Bilder. Auf der Hülle wird das Wort “Erde” gesichtet. Fett mit Edding, im inneren, finden wir die Aufschrift “3M14”. Als das Foto gemacht wird, raucht die Rakete noch.

IDied als Kalibr Rakete, Link (ЗЕМЛЯ = ERDE/EARTH)

Seit den ersten Tagen der Invasion stand fest, dass Russland mit diesen Raketen versuchen wird, tief im ukrainischen Hinterland anzugreifen - bis zum Beispiel an die polnische Grenze hin, um dort dem Gegner und seine Verbündeten NATO-Staaten, die Personal und Equipment liefern, einzuschüchtern.

Am 13. März 2022, war der Krieg nur wenige Wochen alt. 24 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt bildete die Ukraine rund 1.000 Freiwillige aus der ganzen Welt zu Soldaten aus. Mehrere Langstreckenraketen schlugen auf dem Gelände ein. Dutzende von Menschen sterben, hunderte werden verletzt. Nach Angaben von Augenzeugen waren die Einschläge auch in Polen zu hören. Nur einen Tag zuvor hatte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow gewarnt: “Waffenkonvois sind ein legitimes Ziel.” Die Bombardierung mit Kalibr Raketen nahe der NATO-Außengrenze war eine klare Warnung an die internationale Gemeinschaft: Niemand sei vor Russlands Raketen sicher.

Weiter Raketen

Nicht nur komplexe Kalibr Missiles mit Bruchlandung werden an Absturzorten gefunden und analysiert. Anfang September regnete es eine russische Kinzhal Missile vom Himmel, nahe der russischen Region Stavropol. Das Raketensystem das die Nato Killjoy tauften, kann auch mit nuklearen Sprengkörpern ausgestattet werden und wird vom Flugzeug aus — wie einer MiG — angefeuert. Von dort aus kann die dann nochmal mehr als 2000km fliegen — also potentiell quer über Russland hinweg.

Comparison between ground spotting and Kalibr model

Falsche Behauptungen

Den Nutzen des Kalibr Raketentyps preist der Kreml immer wieder als “Asset” an. Geprahlt wird damit, dass dem Feind damit militärisch Schaden zugefügt werden kann, Russland die Macht in dieser “Special Military Operation” behält, und im Stande ist den Gegner, trotz herber Verluste auf dem Schlachtfeld, in Schach halten zu können. Aber ob diese Raketen überhaupt militärische Ziele trafen wie es die Russische Führung bekannt gibt, zweifeln aber immer wieder Experten an. Samuel Ramani von RUSI, ist der Angriff auf Getreidesilos und landwirtschaftliche Einrichtungen ein Zeichen dafür, dass Russland immer noch versucht, Lebensmittel unter dem Deckmantel des Angriffs auf militärische Ziele zu bewaffnen.

(Am 23. Juli, einen Tag nach der Unterzeichnung des Getreideexport Abkommens mit Russland, feuert das Regime eine Kalbir-Rakete auf den Hafen von Odessa. Die Getreidesilos sind nur wenige Meter von der Einschlagsstelle der Rakete entfernt)

Der “lange” Arm Russlands

Erkennen lassen sich die typischen Kalibr Raketen (wie die 3M14 / 3M54K) in der Regel an der weißen Farbe, den Strichen, am runden Kopf und den kurzen Armen. In der Regel helfen Maße wie Länge die Raketen am Boden zu bestimmen. Die 3M14K Kalibr für U-Boote misst 6,2m. Die 3M54K (von Schiffen aus abgefeuert) und 3M54T (von U-Booten) messen jeweils 8.22m und 8.9m. Sie helfen damit die Waffensysteme auf hochauflösenden Satellitenbildern zu identifizieren.

Längenmaße lassen die Raketen auf Fotos und Satellitenbildern erkennen

Live Aufnahmen können auch hilfreich sein. So zeigen Sicherheitskameras eine Kalibr Raketen die zum Beschuss einer Fabrik in Odessa Ende März verwendet wurde. Der schlanke Rumpf, der runde Kopf, das passt zum Kalibr Modell das an anderer Stelle, und zwar beim Angriff in Kharkiv, auch schon gesichtet wurde. Damals hatte diese Rakete 10 Leuten das Leben gekostet. Eine lediglich visuelle Analyse ist jedoch nicht frei von Fehlern, warnen Experten. Um eine Kalibr Rakete einwandfrei zu verifizieren, sollten daher noch weiter Hinweise ins Boot geholt werden.

Spotting of Kalibr missile (Link)

Die geschätzte Flugreichweite der 3M54 ist nur etwa 600 km. Die der Kalibr Rakete vom Typ 3M-14/3M-14T liegt bei erstaunlichen 1.500–2.500 km. Im Allgemeinen reichen 600 km aus, um die Ukraine weit hinter den feindlichen Linien, tief im Land inneren, anzugreifen.

Unter den Marschflugkörpern mit einem Turbofan Motor, macht sie diese Reichweite im internationalen Vergleich mit anderen Raketen wettbewerbsfähig, wie Statistiken eines Reports von Fabian Hoffmann des European Leadership Networks, zeigt.

Cruise missile proliferation: Trends, strategic implications, and counterproliferation, Fabian Hoffmann March 2021 (link)
Kalibr Missile im Vergleich zu Kh-35UE und KH101/102 Cruise Missile (beide werden von Flugzeugen abgefeuert, nicht aber die Kalibr)

Wenn Kalibr-Raketen abgefeuert werden, werden sie vom Meer aus gelauncht, von einem U-Boot oder einem russischen Kriegsschiff. Anhand der Form der Kondensstreifen, könnten Ermittler auch 3M14-Raketen identifizieren, oder sie zumindest ausschließen. Ende April posted das Russische Verteidigungsministerium ein Video eines U-Boot-Abschusses. Die Rakete kann dann von circa 50 meter tiefe abgefeuert werden. Die Kondensstreifen verbleiben einige Zeit in der Luft, was mitunter das einzige Anzeichen ist, um das U-Boot zu geo-lokalisieren.

In der Luft verbleibende Kondensstreifen tauchen so auch mal auf Satellitenbilder auf. Planet Lab Bilder von Anfang Mai zeigen die typischen Zeichen eine U-Boot Abschusses im Westlichsten Teil der Krim (der Schlenker der Streifen ergibt sich wenn die Rakete erst vertikal aufsteigt, dann horizontal an Antrieb gewinnt) — es scheint nur wenige Kilometer von der Krims Küste entfernt zu sein.

Bestätigung Zeit und Höhe der Kondensstreifen (über 1000 Meter) — Vergleich mit Planet Labs Bilder, 5. Mai, 2022 (Quelle, Koordinaten: 45.42067, 32.48024, BH)
Nochmal heraus gezoomt, Google Maps

Was braucht die Ukraine nun um diese U-Boote zu zerstören oder sie wenigstens in Schach zu halten? Ein spannender Austausch unter OSINT Kollegen diskutierte das Ende April als die ersten U-Booten Raketen einsetzen. Ein Nutzer fragt dabei ob “nicht eine Drohne auf Patrouille gehen sollte? Selbst eine relativ kleine “Panzer-Abwehrbombe” könnte ein U-Boot bedrohen”, so ein Nutzer. So leicht geht es nicht. U-Boote verbringen die meiste Zeit unter Wasser. Man könne sie nicht mit einfach mit Raketen oder anderen Geschützen treffen. Um sie zu jagen brauche man eine Torpedo-Plattform. Zurzeit verfüge die Ukraine aber nicht über solche Möglichkeiten, so ein User.

Das Team der Washington Post hat Ende März ein Video mit Merkmalen zum Abschuss auf See verifizieren können. Ein Video zeigt den Abschuss von gleich acht Raketen dieses Typs. Sie wurden vom russischen Zerstörer in der Nähe von Sewastopol nach Norden, in Richtung ukrainisches Festland abgefeuert.

Auch relevant ist die Flughöhe. Sie beträgt dabei maximal nur rund einen Kilometer. So sind sie auch in der Flugphase aus dem Boden recht gut sichtbar und werden oft von Augenzeugen gefilmt, was die Rekonstruktion von Open Source Intelligence Ermittlern erleichtert.

Das Geräusch der Kalibr Raketen ist unverkennbar. Das ist auf vielen Videos zu sehen. Aber wie machen das Experten und Systeme. Wenn es um Sekunden, muss so eine Rakete identifiziert werden. Oft geht das mit Radar. Hier hinterlassen Kalibr Raketen ihren eigenen Fingerabdruck.

Die Form und Gestalt, das Verhalten diese schmalen, recht schnellen Flugobjekte, all das ergibt ein eigenes Profil an Radardaten. Schaut man sich rein die Daten an, so wie es der Twitter Account @Flankerchan machte (und zwar in Excel, wie er mir verriet), können diese Faktoren bei der Bestimmung helfen. Flankerchan hat das in einer Datenvisualisierung zusammengefasst. Ihm fällt besonders auf: kleinen UAVs und Cruise Missile weichen von großen Kampfflugzeugen markant ab. Das hat mit dem geringeren RCS Wert (Radar cross-section) zu tun (siehe Graphik). Generell gilt: Ein größerer RCS Wert zeigt an, dass ein Objekt leichter entdeckt werden kann. Der Wert der Kalibr ist relativ niedrig, also schwerer zu erfassen, und potenziell ein Faktor warum sich die Ukrainische Abwehr immer noch zu Teil schwer tut, Kalibr Raketen abzufangen.

Unterschiede RCS einer Kalibr Rakete vs einer Reihe an anderen Flugkörpern, und recht ähnlich wie das Profil einer SkyEye 5000 Drone (Link)

Bei klarem Wetter, vom Boden aus, sind die Kalibr Raketen recht einfach zu sichten. Auch wenn sie am Boden noch festsitzen. Wie im Hafen von Sewastopol, am 15 April, wo Fotos von Kalibr Raketen geschossen wurden. Satellitenbilder zeigen sie dann erneut wie die gerade auf russischen U-Boote umgeladen werden. Die U-Boote sollten später auch für den Abschuss der Raketen verwendet werden, nachdem das russische Verteidigungsministerium das Video postete.

Hinzu kommt das Thema Logistik und Tarnung. Wie werden diese Raketen zu den U-Booten transportiert? Oft auf speziellen Lastwägen, wie sie auch die Bilder oben zeigen. Oft ist dann ein Wagen leer, und ein anderer noch beladen, wie sie auch die Satellitenbilder hier zeigen. Diese Lastwägen, speziell lang, mit 10 Rädern, sind ein markantes Detail auf Satellitenbildern. Ab und an werden sie auch in standard Containern verfrachtet, wie ein Archivbild eines Containerisierten Club-K-Raketenwaffensystem zeigen.

link

Zumindest im Bezug auf den Ukrainekrieg sind aber die meisten Bilder an Häfen entstanden. Oft zeigen sie sich dann gerade beim Umladen auf Schiffe oder U-Boote. Dass hier schon mal eine falsche Analyse entstehen kann zeigt das Beispiel vom Thread des Twitter Accounts OSINT88. Die Person hinter dem Account behauptet neben Handelsschiffe Kalibr und Raketenrohren zu sehen (neben dem roten Schiff). Aber hat der Account richtig gemessen? Kalibr Raketen messen um die rund 9 meter. Das Rätsel löst sich als mehrere gewichtige OSINT Profile sich dem Fall annehmen. @obretix und @CovertShores klären sie Sache auf. OSINT88 habe Tanklastwagen fälschlicherweise als Raketenrohre identifiziert.

Falsche Identifikation/Verifikation: So etwas kann passieren. Hier muss genau nachgemessen werden und der Kontext verstanden werden. Unwahrscheinlich dass Handelsschiffe Kalibr Raketen laden. @TheShipYard2 sagt zu den UBooten und Schiffen aus, die hier auch zu sehen sind: RFN Vyazma, Boris Chilkin AOR (Pazifikflotte), RFN, Admiral Grigorowitsch , RFN Vizeadmiral Paramow, Rfn Sergej Balk, Baltische Flotte Amur

Ein zweiter Fall, im August, analysiert Satellitenbilder eines Russischen Kriegsschiffes, aufgenommen am Hafen von Sevastopol. Wieder sehen wir die auffällig langen Trucks. Auch der Kontext stimmt. Hier handelt es sich womöglich um die Beladung von 3M14 (6.2–9.8m) or a 3M54T Kalibr Schiffsraketen (8.9m).

Die zur russischen Schwarzmeerflotte gehörende Fregatte “Admiral Grigorowitsch” (Bild: Projekt 11356R) wurde August mit Kalibr-Marschflugkörpern in Sevastopol ausgerüstet, was auf Vorbereitungen für Angriffe auf ukrainisches Territorium hindeutet, so Oleksandr V. Danylyuk, Leiter des Zentrums für Verteidigungsreformen und Koordinator der ressortübergreifenden Plattform zur Bekämpfung hybrider Bedrohungen, die im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und der NATO tätig ist. Er teilte ein Satellitenbild, das den Ladevorgang der Raketen zeige. Die Fregatte wurden am 10. August mit Kalibr-Marschflugkörpern bestückt, heißt es in dem Bericht. Wie Ukrinform berichtete, haben die Flugabwehrraketeneinheiten der ukrainischen Luftwaffe am 11. August gegen 13:30 Uhr zwei Kalibr-Marschflugkörper abgeschossen, die vom Schwarzen Meer aus gestartet waren.

Flugrichtung

Während die geschätzte Flugreichweite der 3M54 nur etwa 600 km beträgt, ist die der 3M-14/3M-14T als viel weiter eingeschätzt, nämlich etwa 1.500–2.500 km. Im Allgemeinen reichen 600 km aus, um die Ukraine weit hinter der Frontlinie anzugreifen. Kiew ist nur etwa 400–500 km von dem See Areal des Schwarzen Meeres entfernt. Warum das Stadtzentrum von Kiew bis heute weitestgehend (ausser ein paar Ausnahmen) von Kalibr Raketen verschont blieb, ist unklar. Es könnte mit dem Ukrainischen Anti-Missile System zu tun haben (oder um eine Eskalation zu vermeiden). Diese und andere Theorien bleiben aber bis auf weiteres reine Spekulation.

Jetzt gehen den Russen die Kalibr Raketen aus?

Richtig! Das könnte durchaus sein. Der Bestand der russischen Präzisionsraketen sei stark gesunken, heißt aus Ukrainischen Kreisen. Zumindest gehen davon Ukrainische Experten aus. Vadym Skibitskyi vom Nachrichtendienst des ukrainischen Verteidigungsministeriums teilte mit, dass Russland von seinen 3M14 Kalibr Zielraketen wohl nicht mehr viele übrig habe.

Mit welche Raketen Russland Ende September die Ukraine beschießt — also eben nicht Kalibr Raketen — wirft bei einigen Analysten Fragen auf. Für einige ist das ein Signal , dass Kalibr Bestände niedrig seien. So gäbe es zunehmend Berichte über den Einsatz von S-300-Raketen gegen ballistische Ziele. Diese deute darauf hin, dass die Russen ihren Vorrat an Kalibr- und Iskander-Raketen wohl bald ausgeschöpft hätten, was teilweise auf die Sanktionen zurückzuführen ist, so ein USAF Veteran auf Twitter. Der Einsatz einer Kampfdrohne zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung in Odesa (anstelle von Iskander, Kalibr, Kh-101, Kh-59) zeige auch, dass Russland wenige Präzisionsmunition zur Verfügung habe, so ein andere Nutzer.

Ein Wunder dass Bestände leer seien, ist das nicht. Immer wieder werden Video und Bilder aus dem Krieg auf Twitter geteilt die zeigen wie verschwenderisch die russischen Truppen mit den Kalibr Raketen umgingen. Eine Rakete sei mitten in einem Feld gelandet. Der Kommentator des Posts schreibt: Es sei das teuerste Loch der Welt.

…Making probable the most expensive hole in the world — it cost $5 million.

Kraterverifizierung

Analyse eines Kalibr Einschlags

Ein Kalibr Luftschlag auf ein Bahnhof in der Ukraine misst ein tiefes Loch, so zeigt es das Video auf Social Media. Berechnungen erlauben den Durchmesser, von ca. 12 Metern, zu erahnen. Genau bis auf den Zentimeter ist das nicht. Der Einschlag hat die Schienen beschädigt, sonst scheint nichts beschädigt zu sein. Die Bahnlinie liegt an einer strategisch-wichtigen Strecke. Sie könnte die Ukraine mit Rüstungsnachschub versorgen. Das macht sie strategisch interessant. Ob der Angriff wirklich im Endeffekt für die Russen Sinn gemacht hat, ist nicht klar.

Krater alleine eignen sich eher schlecht zur zweifelsfreien Bestimmung von Raketentypen (das wir einfacher mit Raketenteile die eventuell geborgen werden). Die reinen Maße eines blanken Bodeneinschlags, also Länge und Breite, lassen sich jedoch dafür nutzen um gewisse Typen, wie eine Kalibr Cruise Missile, auszuschließen.

Im Falle des Raketeneinschlags am 19. September in der Nähe des Atomkraftwerks Südukraine ist nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew eine russische Rakete eingeschlagen. Oben sahen wir schon was eine Kalibr Rakete anrichten kann. Ein Krater einer solchen Rakete ist normalerweise mindestens 4 bis 12 Meter breit/lang. Nach offiziellen Angaben (und eigenen Berechnungen — die Schatten der Menschen lassen darauf schließen) ist diese Krater jedoch nur bis zu 4 Meter breit — eventuell zu klein für einen Einschlag einer 3M-14.

Immer gehaltvoller werden die Analysen, dass Russland weniger Raketen zur Verfügung habe als vor dem Krieg. Im Juli erklärte der ukrainische Verteidigungsminister, dass Russland seit Beginn des russischen Angriffskriegs möglicherweise bis zu 60% seines Raketenbestands verschossen hätte.

Wie das Ministerium zu diesem Schluss kommt, ist nicht ganz klar. Eine Möglichkeit: Raketenbestände mit verifizierten Einschlägen zu vergleichen. Eine weitere Option beinhaltet das Zählen von Exportkomponenten. Die Kalibr Reihe des Entwicklers Novator, so ein Ukrainischer Waffenexperten, beinhaltet rund 70% ausländische Komponenten im Suchkopf und anderen zugehörigen Elementen des Leitsystems. Da lassen sich ungefähr die produzierten Raketen einordnen.

Ukrainischer Militärexperte Oleg Zhdanov fügt hinzu, dass für die Herstellung von reinen Geschossen Sprengstoff benötigt wird. Das bekomme Russland meist selbst hin. Dafür ist eine Metallurgie erforderlich, die Stahl gießt und Rohlinge herstellt, die dann bearbeitet und mit den entsprechenden Elementen versehen werden müssen. Zünder können importierte Komponenten enthalten. Alles andere kann Russland selbst herstellen.

Bei Raketen sehe die Welt aber anders aus. “Alle Raketen der russischen Föderation enthalten importierte Komponenten”. Gäbe es kein Schlupfloch zur Umgehung der Sanktionen, müssten russischen Rüstungsfirmen die Produktion der Kalibr Reihe einstellen. Schnell gäbe es daher kein Nachschub. Russland habe selbst in der Vorkriegszeit nur bis zu einer Kalibr Rakete pro Monat produzieren können, fügt Zhdanov an. Es müssten Komponenten importiert werden. Daher sei Heutzutage die Produktion von Kalibr praktisch eingestellt, denkt der Experte.

Ein weiteren Hinweis liefert Statistiken von Kalibr Anschlägen. Sie seien massiv zurückgegangen. Während teure Kalibr-Marschflugkörper zusammen mit Iskander-M SRBM, in den frühen Stadien des Konflikts stärker eingesetzt wurden, besagen US-Geheimdienstberichte, dass Moskau den umfangreichen Einsatz kürzlich zurückgefahren habe.

Experten erklären, dass Kalibr-Raketen im Rahmen der strategischen Kriegsführung, gegen zivile Einrichtungen in Städten, besonders glänzen. Die Rakete ist gut geeignet um “harte” Ziele zu treffen, wie ein Rathaus oder große Gebäude, so der ehemalige US-Armee-Analyst Henry Schlottman. Im Vergleich dazu ist der Raketentyp Iskandar besser für den Kampf geeignet.

Der Preis der Kalibr-Raketen ist beträchtlich. Schlottman errechnet den Verkaufspreis auf etwa 5 bis 6 Mio. USD, basierend auf Dokumente die Exportpreise zeigen. Damit ist die Kalibr teurer als anderer Raketentypen, wie die Iskander. Aber vor allem aber teurer als die kleineren Raketentypen, wie Tochka. Die letzteren seien aber auch viel ungenauer und damit verheerenderen.

Schlottman sagt, dass große Teile von Mariupol und anderen ukrainischen Städte nur dadurch so zerstört worden seien, weil den billigen ungenaueren Raketentypen, wie der Tochka Reihe, freien Lauf gelassen wurde. Amnesty International unterdessen bestätigt mit einer Untersuchung des AI Crisis Labs, dass die Tochka-U-Raketen extrem ungenau sind. Sie würden ihre Ziele regelmäßig um einen halben Kilometer oder mehr verfehlen. Die Folge waren Raketen die in Spielplätzen und Straßen landeten und so meist zivile Opfer forderten.

Eine Tochka-U-Rakete, Fehlschlag an einem strategisch unwichtigem Ziel (Ukraine): Am 1. März landetet eine OTR-21 Tochka in Mariupol auf einem Dach eines Wohnhauses. (gefunden): Laut Angaben, hat sie eine maximum Reichweite von lediglich nur wenige hundert Kilometer (weniger als 200km).
Report von Amnesty International,

Bei Kalibr Raketen seien solche Effekte weniger wahrscheinlich. Sie seinen einfach zu kostbar, so Schlottman. Kürzlich sah man den weitaus wichtigeren strategischen Nutzen der Kalibr. Ukrainische Elektrizitätswerke wurden massenhaft angegriffen und teils außer Gefecht gesetzt. Damit richten sie erneut besonders für die Zivilbevölkerung große Schäden an.

Twitter

Am 11. September, pünktlich zum Unglücksjubiläum des Terroranschlags an das World Trade Centers in New York, fliegen Kalibr-Curise Missiles vom Schwarzen Meer aus auf Ziele in der Ukraine. Raketenangriff auf das Wärmekraftwerk TEC-5 in Charkiw von ukrainischen Behörden wird bestätigt.

Bildquelle: Военный Осведомитель — Start der Raketen ist hier zu sehen

Ein Meme, das sich durch Social Media Kanäle wimmelt, prophezeit einen eiskalten Winter für die Ukrainischen Bevölkerung. Der russischen Führung passt das gut. Sie will besonders die zivile Bevölkerung zu Boden zwingen um den Widerstand zu brechen.

Probleme mit Kalibr Raketen

Während es so scheint, dass Kalibr-Rakete zu den beliebtesten Instrumenten Russlands in diesem Krieg gehört, haben die Raketen einige entscheidende Nachteile, sagt ein Experte.

Einer davon ist ihre Produktion. Um Kalibr-Raketen herzustellen, ist eine umfangreiche und komplexe Elektronik erforderlich. Russland leidet hier besonders unter Zulieferproblemen und Expertise Mangel. Um die Teile trotzdem zu beziehen die in die Kalibr Produktion mit einfließt, erfordert es Russische Strohfirmen in anderen Ländern.

Unter falscher Identität, beschaffen sie die Elektronik- und Zulieferteile verdeckt, und liefern sie dann weiter an Russische Rüstungsunternehmen. Das aber immer mehr westliche Firmen genau hinschauen wer da die Komponenten kauft, durchkreuzt Russlands Spiel. Jetzigen Sanktionen sollen jetzt greifen.

Fehlerquote

Viele der von Russland angegebenen Kalibr Raketenanschläge auf Social Media lassen sich schlecht oder gar nicht verifizieren. Russland behauptet oft, dass die Einschläge erfolgreich waren. Oft sind sie es nicht.

Die Propagandataktik macht Sinn. Für Russland ist es einfacher zu behaupten, dass Raketen erfolgreich eingesetzt werden, als zuzugeben, dass sie abgefangen wurden oder jeweils nur ukrainischen Köder trafen.

Einem Bericht der Washington Post zufolge hat Informationen zugespielt bekommen. Sie zeigen wie Russland mindestens zehn Kalibr-Marschflugkörper an vorgetäuschte Ukrainische Stellungen vergeudet haben soll.

Zufolge von britischen und amerikanischen Geheimdienst-Informationen wären die hochmodernen Langstreckenraketen nur noch begrenzt verfügbar. Pentagon-Pressesprecher John F. Kirby gab bekannt, er gehe davon aus, dass Russland ihre präzisionsgelenkten Raketen ziemlich schnell verschießen werden (Quelle).

Das Prahlen mit Kalibr Raketen hat langsam ein Ende: Da diese Raketen im Vergleich zu Alternativen recht teuer sind, werden sie immer spärlicher eingesetzt, und nur aus guten strategischen Gründen, so Schlottman. “Hochpräzisionsraketen” und “Kalibr”-Raketenangriffe in Beiträgen des russischen Verteidigungsministeriums erwähnt

In den offiziellen russischen Kanälen des russischen Verteidigungsministeriums (MoD) werden mehrere Dutzend Präzisionsangriffe gezählt. Die Zahl der Ziele, auf die sie angeblich geschossen haben, ist in den letzten Monaten leicht zurückgegangen.

Dies belegt auch eine Analyse der Kalibr-Erwähnungen in Telegram-Chats.
Das bedeutet natürlich nicht, dass man den russischen Angaben blind vertrauen sollte. Es ist nur eine weitere offene Datenquelle und sollte mit Vorsicht genossen werden.

DNA der Langstreckenraketenangriffe: Ein Überblick der Koordinaten bei denen das Russische MoD behauptete hochpräzise Raketen eingesetzt zu haben. Es zeigt: Der lange Arm der russischen Langstreckenraketen reichen bis weit hinter feindliche Linien, sogar hin bis an den Rand der polnischen Grenze. Gezielt wird hier vermittelt: kein Ort sei in der Ukraine und darüber hinaus sicher. Es werden keine Kosten gescheut. Kalibr Langstreckenraketen kosten im Schnitt mehrere Millionen US-Dollar.

Wie groß ist der Bestand?

Schlottman schätzt, dass Russland über maximal 500 Kalibr Raketen verfügt. Ende April hat Forbes Ukraine die Gesamtkosten der auf die Ukraine abgefeuerten russischen Raketen auf 7,5 Milliarden Dollar geschätzt. Mit jedem Abschuss steigt auch die Sunk Cost Bilanz Russlands (irreversible Kosten). Psychologisch könnte das die russischen Führung immer tiefer in einen langfristigen Krieg treiben. Denn der Kapitaleinsatz soll sich lohnen.

Kalibr Raketenangriff die immer näher an westliche Grenzen rücken: Besonders häufig werden Langstreckenraketen in der Ukraine eingesetzt, um Waffenzulieferungen aus dem Westen zu unterbinden und Trainingslager, in denen ausländische Kräfte ausgebildet werden, zu beschießen. Am 13. März schlagen russische Rakete 15 Meilen (ca. 24 km) vor der polnischen Grenze ein. Das Ziel, ein Trainingscamp der ukrainischen Armee. Koordinaten: 50.005599, 23.501210 — Verifikation (Video)

Wie viele Kalibr-Raketen abgefeuert wurden, lässt sich auch immer einfacher mit offenen Daten ermitteln. Auf Bildern von russischen Schiffe lässt sich zum Beispiel erkennen wie viele Kalibr Raketen schon abgefeuert wurden.

Analyse BH, Quelle: Verschiedene verifizierte Kalibr Raketenanschläge, Sammlung von News Outlets

Russische Kriegsschiffe, die die Raketentypen aus dem Schwarzen Meer auf ukrainische Ziele abgefeuert haben, kleben rote sternförmige Aufkleber an ihre Schiffswände. Der Telegram-Account KCHV_RU hat sie gefunden und gezählt.

Link: 50-Kaliber-Raketen: Nach dem Abschuss einer Rakete mit dem Hauptkaliber wird auf dem Steuerhaus des Schiffes ein jeweils ein roter Stern mit einem weißen runden Feld gezeichnet, in dem die Anzahl der bei diesem Raketenabschuss abgefeuerten Raketen angegeben wird. In diesem Fall — große, sehr weitreichende Raketen “Kaliber”.

Kchf_ru hat mehr zu bieten. Der Account postet Bilder von weiteren russischen Kriegsschiffen, einige lassen auf Raketenabschlussplattformen für Kalibr Raketen schließen (https://t.me/s/kchf_ru).

Russische Schiffe die Kalibr Raketen abfeuern

Weitere Hinweise, wie viele Kalibr Raketen “vor Ort” (also im Schwarzen Meer stationiert seien), liefern Information der ukrainischen Seestreitkräfte. In einer Telegram Nachricht gibt die Ukrainische Navy, den Stand am 13.07.2022 durch: “Im Kampfeinsatz im Schwarzen Meer unterhält der Feind vier Träger von operativ-taktischen Raketen “Kaliber” mit einer Gesamtsalve von 24 Raketen, im Mittelmeer bis zu 3 Träger von operativ-taktischen Raketen “Kaliber” und bis zu 2 Raketenkreuzer”.

Der Besatzer kontrolliere weiterhin die Seekommunikation mit 6 Schiffen und Booten im Asowschen Meer. Ein Tag vorher, am 12. Juli wird bekanntgegeben, dass die russischen Streitkräfte sieben, mit jeweils sieben Kalibr-Marschflugkörpern bewaffnete Kriegsschiffe im Schwarzen Meer stationiert hätten. Das macht 49 Kalibr Raketen. Mit so einem Aufgebot ist es nicht schwer ein Muster zu erkennen. Russland wird weiter feuern, bis hin zu letzten Rakete.

Wie erreichen überhaupt diese Schiffe und die Raketen den Standort im Schwarzen Meer? Ein Mittel sei, dass sich Schiffe heimlich durch den Zugang schummeln. Die ukrainische Marine betont, dass Russland so gegen das internationale Übereinkommen zum Schutz des auf See (SOLAS) von 1974 verstoße. Das Tracking Signal, auch automatischen Identifizierungssystem (AIS) genannt, sei auf zivilen Schiffen im Asowschen Meer deaktiviert.

Der Standort der Schiffe lässt sich dennoch, auch ohne AIS, feststellen. Wieder sind es teils offene Daten die darauf Hinweise geben. Satellitendaten und Berichte der Geheimdienste enthalten diese Informationen. Momentan (Stand Aug/Sept. 2022) seien lediglich zwei russische Kalibr-Marschflugkörperträger im Schwarzen Meer im Kampfeinsatz.

Es ist nicht so, dass die russischen Schiffe mit Kalibr Raketen komplett unbekannt seien. Eine List gibt es. So hat die Türkei die Überfahrt der 135 m langen Fregatte Admiral Kasatonow (Projekt 22350) der russischen Nordflotte ins Schwarze Meer blockieren lassen. Sie helfe dabei, die Ukraine anzugreifen. Das soll verhindert werden, heißt es. Die Fregatte ist immer noch, zusammen mit anderen russischen Marineeinheiten im Mittelmeer im Einsatz.

Das war der Stand im Mai. Im September berichten Quellen, dass sich der Standort verlagerte. Ein ehemaliger Offizier der belgischen Marine schreibt Mitte September auf Twitter, dass der Zerstörer Admiral Tributs und die Fregatte Admiral Kasatonov während der letzten Beobachtungen nicht im Hafen von Tartus lägen. “Es ist möglich, dass beide Schiffe im Ionischen Meer operierten, um die Operationen der US-Flugzeugträger zu überwachen”.

Einige Schiffe kommen so infrage. Am 23. August wird eine Rakete von der “Mytischtschi” aus gestartet. Ein Granit-Marschflugkörper wird von der “Pyotr Velikye” während der Fahrt in der Barentssee, abgefeuert. “Admiral Levchenko”, das amphibisches Angriffsschiff “Aleksandr Otrakovsky” oder Eisbrecher-Patrouillenschiffe (wie die Agentur TASS berichtete) werden auch immer wieder im Kontext zu Kalibr Abschüssen diskutiert. Sie und andere könnten so bald womöglich auch infrage kommen — sollten sie ins Schwarze Meer gelangen.

Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf das russische Schiff Moskva im April — auch mit Raketen bestückt, aber nicht mit Kalibr Raketen — hat den Startschuss für einen erbitterten Seekrieg geliefert. Im April gibt dann der Direktor des Instituts für Strategische Studien am Schwarzen Meer Andriy Klymenko wichtige Informationen zu russischen Schiffen preis. Zehn Schiffe, mit Kalibr Raketen, sollen sich damals im Schwarzen Meer befunden haben.

Link

Die Admiral Essen (erster Eintrag auf der Liste), wurden 2018 von Syrien nach Sevastopol gesandt. In Syrien hat sie, zusammen mit der Admiral Grigorovich, angeblich den IS bekämpft.

Syrien. 23. Juni 2017: Die Fregatten Admiral Essen und Admiral Grigorovich und ein Krasnodar U-Boot haben mit Kalibr Cruise-Missiles große Depots von Waffen und Munition der Terroristen des islamischen Staates in Syrien zerstört. Foto: Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums.

Das Team der Human Rights Gruppe Truth Hounds ist das Schiff aufgefallen. Mit Open Source Intelligence, konnte das Team bestätigen, dass die Admiral Essen für den russischen Raketenangriff auf das Gebäude der regionalen Staatsverwaltung von Nikolaev am 29. März um 8:35 verantwortlich war. Damals schlug eine Rakete in die Fassade des Gebäudes ein und verursachte erhebliche Schäden.

Video von der Admiral Essen (link), hier 2017 gegen ISIS Ziele, und unten, Screenshot von einem Video des Russischen MoDs einem der rund 3 Chernomorsky Schiffe, mit Kalibr Raketen gegen die Ukraine. Einen Hinweis geben die weißen abgenutzten Linien, die hier übereinstimmen.

Warum ist dieses Schiff so wichtig? Durch den Raketenschlag der Admiral Essen am 29. März wurden 37 Menschen getötet. Nach Informationen von Open Source Intelligence waren zwei Kommandanten zu diesem Zeitpunkt auf Schiff stationiert.

Der Kapitän 2. Ranges, Alexander Smirnov und Kapitänleutnant Anatoly Peretyatko, der den Raketen- und Artillerie-Gefechtskopf des Schiffes kontrolliert (Daten und Report, Übersetzung). Sie seien schuld an dem Blutbad. Sie sollten sich nun verantworten müssen, so die Forderung. Im April wird dann das Schiff von seitens der ukrainischen Streitkräfte bombardiert.

3D Modell des Einschlages
Analyse vom Expertenoutfit Truth Hounds, ein Team erfahrener Menschenrechtsexperten, das Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit bewaffneten Konflikten, die den Einschlag einer Kalibr 3M-14E nachzeichneten

Offener Quellen liefern auch Hinweise, dass die Rakete vom Schwarzen Meer aus her abgeschossen wurde. Die Koordinaten, die das Team analysierten, passen zu denen der Admiral Essen.

Aussage von Augenzeugen bestätigten die Gegenwart der Rakete weiter. Am Morgen des Anschlages hätten Augenzeugen berichtet, eine Rakete über dem Dorf, nahe Iwaniwka (Bezirk Otschakiw, an der Küste der Dnipro-Bucht) fliegen gehört zu haben. Das Geräusch einer Kalibr Missile ist unverkennbar (so unverkennbar, dass Vögel diese Geräusche versuchen nachzuahmen).

Anschuldigungen zu Menschenrechtsverletzungen gegen 15 Leute, stationiert auf dem Schiff Admiral Essen

Das zweite Schiff auf der Liste des Experten Klymenko — die Admiral Makarov — ist Anfang Mai beschossen worden. Ein Video zeigt sie in Flammen. Das brennende Schiff lässt sich einigermaßen gut verifizieren.

Wir wissen auch immer mehr über die Soldaten und Kommandanten, die in den U-Booten arbeiten und vor Ort sind. Diese UBoote laden Kalibr Raketen, und feuern sie auch ab. Der OSINT Telegram Account Osintbees (zusammen mit InformNapalm) hat eine Liste von U-Boot Kommandanten und Seeleute gepostet. Ein Teil der Namen lässt sich verifizieren.

Liste, 15. Juli

Unter den U-Booten, die hier genannt werden — wie “Rostov-on-Don” (Abschuss einer Cruise Missile im April, auf die Ukraine, ihr 2. Kapitän im Bild) , “Stary Oskol” (hier 2016), “Novorossiysk”, “Krasnodar”, “Kolpino”, “Veliky Novgorod” und “Veliky Novgorod” — haben Kalibr Raketen geladen, einige davon haben sie schon auf die Ukraine gerichtet.

Die Besatzung des U-Bootes Rostow on Don wurde 2014 gebildet, als sich das Schiff in den Beständen des Werks der Admiralitätswerft in St. Petersburg befand. Alle Mitglieder des Teams wurden im Ausbildungszentrum der russischen Marine in Obninsk ausgebildet. Kapitän 2. Rang Andrey Adamsky (Bild), der Erfahrung in der Entwicklung von zwei Schwarzmeerprojekten und der Verwaltung des U-Bootes der Varshavyanka-Klasse hat, wurde zum Kommandanten des U-Bootes Rostow am Don ernannt (Quelle)

Nach Informationen vom der Zeitung Radio Svoboda wurde im Mai die komplette russische Schwarzmeerflotte, also alle seetüchtigen U-Boote, die Kalibr abfeuern können, auf das Schwarze Meer herausgeschickt.

Satellitenbilder zeigen: Die Häfen, in denen die U-Boote regelmäßig in der südlichen Bucht von Sewastopol (Krim) anlegen, seien am Nachmittag des 13. Mai komplett leer.

Qualität der Raketen: Sie ist überbewertet

Ein weiteres Problem ist die Qualität der Raketen. Sie sei überbewertet. Für den Preis in der Produktion und dem strategischen Wert, den ihnen zugemessen wird, habe die Kalibr Reihe auffällig viele operationelle Probleme, so Schlottman. Er sagt, er hätte eigens miterlebt, wie russische Kalibr Raketen fehl-starteten. Das sei damals schon ein Problem gewesen, vor dem Ukrainekrieg, in Syrien. Dort sei der Ex-US Armee Analyst selbst stationiert gewesen.

Russland habe damals, ähnlich wie heute, viel auf diese Raketen gesetzt. An einem Tag, am 20. November 2015, schossen russische Truppen gleich 18 Marschflugkörper des Typs 3M14T vom Kaspischen Meer aus auf Ziele in Raqqa, Idlib und Aleppo ab. Ein Blutbad war die Folge.

Was Schlottman zum Versagen der Raketen berichtet, lässt sich auch teilweise im Ukraine Krieg wiederfinden. Ein im Juli von russischen Telegram Usern veröffentlichtes Video, zeigt ein erfolglosen Start eines Kalibr-Marschflugkörpers der russischen Marinefregatte Admiral Grigorovich-Klasse (Twitter).

Wo werden diese Raketen hergestellt? Wer baut sie und warum könnte es zu Lieferschwierigkeiten kommen? Auf diese Fragen gibt es relativ gute Antworten.

Schon jetzt gibt es Hinweise, dass die Produktion in Werken, wo vermeintlich Kalibr Raketen hergestellt werden, hochgefahren wurde.

Ein Raketenexperte sagt aus, dass die russischen Streitkräfte auffallend niedrigen Bestände hätten. Gar blank seien ihre Kalibr Raketenbestände aber noch nicht. Die Arbeit hätte sich aber verlagert, und die Produktion wurde mobilisiert. Nun gäbe es Dreifach-Schichten in wichtigen Verteidigungsunternehmen, die diese Raketentypen herstellen. Das lässt sich auch einfach verifizieren. Die Firma UEC-Saturn spielt anscheinend eine besondere Rolle.

Unterschrieben von I. B. Konyukhov (PJSC UEC-Saturn), 2022, Regulation: Application of Decree of the Government of the Russian Federation dated August 1, 2022 №1365 “On the peculiarities of the legal regulation of labor relations in individual organizations, their structural divisions and at individual production facilities” in PJSC UEC-Saturn”

Im April gaben Journalisten bekannt, dass in der Stadt Rybinsk, in der Region Jaroslawl, in einem UEC-Saturn-Werk, Motoren für Kalibr-Raketen herstellt werden. Das allein bleibt schwer zu verifizieren. Kommentatoren auf Social Media schreiben, dass es sehr verwunderlich sei, dass genau dieses Werk nun bis zu 500 neue Arbeiter suche. “Die Produktion läuft also wahrscheinlich auf Hochtouren”, so ein Twitter User. Job-Suchanzeigen lassen sich verifizieren.

Komponenten aus dem Ausland

Die Produktion von Kalibr Raketen ist und bleibt komplex, der Verkaufspreis für den Export an andere Länder, bestätigt dies auch. Die 3M-54 Kalibr wird auch als 3M54–1 Kalibr bezeichnet, 3M14 Biryuza (Бирюза, türkis) (NATO-Berichtsname SS-N-27 Sizzler und SS-N-30A), 91R1 und 91RT2 ist eine Familie von russischen Marschflugkörpern, die vom Novator Design Bureau (OKB-8) entwickelt wurden.

Teil des Raketentyps ist die Turbofan-Triebwerksreihe, Turbojet-Bypass-Triebwerk. Teile eines solchen Triebwerks wurden auch in einem Feld in Belarus Anfang April, nach einem Absturz, gefunden.

Die Zulieferketten sind hier besonders im Fadenkreuz der Westlichen Sanktionöre. Die Analyse zeigt wenig Zweifel daran, dass die Kalibr Raketenproduktion stark von ausländischen Partnern abhängig sind.

Aber wie Sanktionieren? Bei den russischen Marschflugkörpern des Typs Kh-101, von denen einige auf die ukrainische Hauptstadt Kiew gerichtet waren, wurde festgestellt, dass sie 31 ausländische Komponenten enthalten. Zumindest ist das die Einschätzung von Experten der Organisation RUSI (Berichterstattung durch VoaNews). Darunter zählt der Radio-Altimeter, der mit Altera Computerchips ausgestattet ist. Reuters hat zu den Chips separat ausführlich recherchiert.

Zu den Komponenten, die sanktioniert wurden, zählen Einzelteile, die so nicht nach Russland ausgeführt werden dürfen, insbesondere wenn sie für militärische Zwecke bestimmt sind. Einige Teile seien aber lange vor den Sanktionen hergestellt und geliefert worden, so zum Beispiel Teile bereits in den frühen 1980ern exportiert.

Anders wäre das bei Teilen der Kalibr Raketen, die mit ausländischen Komponenten hergestellt wird. Teile in der Herstellung von 2018 und 2019 können zurückverfolgt werden. Der Fall verfestigt die Theorie, dass Russland, wahrscheinlich im letzten Jahrzehnt mit Schatten/Frontfirmen — und nach der Annexion der Krim — fröhlich weiter Komponenten eingekauft habe. Noch mindestens vier Jahre nachdem die westlichen Länder wegen des Einmarschs in der Ukraine, 2014, Sanktionen gegen Russland verhängten. Das liefert auch Erkenntnisse darüber, wo die Sanktionsaufsicht aus dem Westen fehlschlug. Kalibr Komponenten, dürfen aus dem Ausland nicht mehr beziehbar sein.

Noch immer nicht sanktioniert

Noch schlimmer ist: die Fabriken, die Kalibr-Raketen (aber auch Tornado MLRS, Grad, Smerch und Strela-10-Luftabwehrsysteme herstellen) unterliegen immer noch keinen Sanktionen. Das berichtete die Analystengruppe Trap Aggressor und StateWatch.org. Sie publizierten dazu Ende September die Namen der Firmen. Besonders im Fadenkreuz der Analysten und relevant hier ist dabei das JSC Research Design Büro “Novator” (in russisch: Опытное конструкторское бюро «Новатор» им. Люльева Л. В.), der Entwickler der Kalibr Raketen.

Ihr Direktor und Head of Design wie scheint, Farid Khabibullovich Abdrakhmanov (Rus: АБДРАХМАНОВ ФАРИД ХАБИБУЛЛОВИЧ) finden wir zwar auf Sanktionslisten der Länder, die Sanktionen seien aber noch nicht “angewendet”, so die Daten von Sanctions.nazk.gov.ua.

Der im Jahr 1954 in Zelenodolsk geborene Manager hat viel für Mutter Russland getan, so scheint es zumindest im Russischen Internet. Dort steht er habe Medaillen und Auszeichnungen überreicht bekommen — wie hier als Preisträger der Regierung der Russischen Föderation auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technologie. Abdrakhmanov ist nicht nur passionierter Wissenschaftler. Er ist viel mehr. Seine Leidenschaft liegt in der Entwicklung von modernen Waffensystemen, so betitelt er sich selbst in russischen Wissenschaftsstudien des Verlags Almaz-Antey (das Firmeneigene Wissenschaftsjournal) zusammen mit Kollegen. Auch seine Kollegen könnten irgendwann für Westliche Sanktionen Schaffer interessant werden.

Das gibt es zu Beispiel Beketova Anna Igorevna, ein Chemieingenieurin der 2. Kategorie, auch bei NOVATOR“. Ihr Forschungsinteressen liegt im Bereich der Entwicklung neuer Verbundwerkstoffe und Technologien. Das ist sicherlich auch relevant ist für die Herstellung von modernen Waffen. Oder Koitov Stanislav Anatolyevich, ein Doktor der technischen Wissenschaften auch bei Novotor.

Da ist Dmitry Nikolaevich Kozhevnikov, Doktor der Chemie, Professor, und stellvertretender Generaldirektor, Vizepräsident für Forschung und Innovation, geschlossene Aktiengesellschaft für Forschung und Produktion “VMP”, oder Leiman Dmitry Vladimirovich oder Melnikov Vladimir Nikolaevich, beide bei Novotor angestellt. Wenn man sich diese Listen an Leute anschaut, versteht man wie eng die Russische Wissenschaft im Vereteidigunssektor verzahnt ist.

link
Open Data: Eintrag von Abdrakhmanov, Direktor des fast 2000 Mitarbeiter großen Unternehmens
Standort von Novator, in der Stadt Yekaterinburg. Das Logo der Mutterfirme in der Mitte, rechts das von Novotor

Warum ist Novator immer noch nicht sanktioniert? Es steht zwar auf der Liste in den USA, an die nicht exportiert werden dürfe. Dies ist aber nicht ausreichend. 2017 hat das US-Handelsministeriums JSC OKB Novator und das Föderale Forschungs- und Produktionszentrum Titan-Barricades auf die schwarze Liste gesetzt. Damals sagte der Pressesprecher von Novator noch dass “ wir der Meinung sind, dass die Einführung solcher Sanktionen ein Ausdruck des unlauteren Wettbewerbs seitens des militärisch-industriellen Komplexes der USA ist”. An der Produktion (auch von Kalibr Raketen) habe das damals nichts geändert. Fünf Jahre später sind sich einige Experten einig. Ohne der komplexen ausländischen Elektronikkomponenten, die in den Bau der Rakete einfließen, kann Russland unmöglich weiter Kalibr Missiles herstellen.

Ausländische Komponenten in einer Kalibr Rakete gefunden — Link

Im April hat der russische Rüstungskonzern Almaz-Antey, der auch der Mutterkonzern von Novator ist, durch die Agentur TASS verlauten lassen, es arbeite nun an einer “verbesserten Version” der Kalibr: Sie solle sich durch eine bessere Leistung und höhere Kampfeffizienz auszeichnen, so der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Jan Nowikow/Yan Novikov. Die von Almaz-Antey hergestellten Waffen sind in der russischen Armee und in über 50 anderen Ländern im Einsatz, so der Staatskonzern.

Während der Konzern selbst in einigen Ländern sanktioniert wurde, enkommen Novikov und anderen Mitgliedern des Managements (siehe auch Bild) noch immer direkten Sanktionen. So bleibt auch der General Director der Firma Alexander Vasilievich SHLYAKHTENKO (Александр Васильевич ШЛЯХТЕНКО, TIN 7810537558) von Sanktionen verschont (außer in der Ukraine).

Auffallend: Es sind fast keine Sanktionen gegen Mitglieder/Manager der Russischen Rüstungsfirmen vollstreckt worden (lediglich 38 durch die Ukraine, und nur 16 durch die EU). Datenanalyse: Sanktionen gerichtet an Personen, durch die EU und der Ukraine (https://sanctions.nazk.gov.ua/)

Was wir hier auch in den Daten von Sanctions.nazk finden, passt auch zu den Recherchen der Medienagentur Reuters. Eine beträchtliche Anzahl an Spitzenmanagern von russischen Verteidigungsfirmen bleiben unsanktioniert. Fast drei Dutzend Führungskräfte russischer Waffenfirmen und mindestens 14 Verteidigungsunternehmen wurden von den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union oder dem Vereinigten Königreich von den Sanktionen nicht erfasst.

Illustration von Trade Agressor

Im Bezug auf die U-Boote die jetzt im Schwarzen Meer unterwegs sind, muss dazu angefügt werden, dass das Russische Verteidigungsministerium auch große Verträge mit Werften schloss. So wurde die Firma Admiralty Shipyards (die maßgeblich an der Produktion von U-Booten der Schwarzmeerflotte des Projekts 636.3 mithalfen) als “ein stabiler Waffenlieferant für die Marine”, vom damals stellvertretende Verteidigungsminister 2017, Juri Borissow, genannt. Das Unternehmen wurde zwar von den USA sanktioniert, von Australien und Großbritannien jedoch ausgelassen.

Zusammenfassung:

Im Februar, 2022, kurz vor them Russischen Angriffskrieg, hat der Defense Think Tank Center for Strategic and International Studies (CSIS) vorhergesagt dass Russland die NATO an seinen Grenzen besiegen könne. Die russischen Raketensysteme, die sich auf der Krim befänden, reichen aus um die europäischen Streitkräfte der NATO bis hin nach Spanien zu besiegen (in grün, hier die SS-N-30/3M-54 Kalibr mit Nuklearsprengkopf).

Diese Analyse jedoch findet, dass die Macht der Russischen Kalibr Raketen schwindet. Nach monatelangem Kalibr-Beschuss auf die Ukraine, kenn man ihre Grenzen und Limitierungen besser. Sicher könnte Russland auch auf NATO Staaten zielen, würde dann aber einer ganz andere diplomatische und militärische Gegenoffensive to erwarten haben.

Was ist Anti-Access/Area Denial (A2/AD): Ein Versuch, die Bewegungsfreiheit des Gegners auf dem Schlachtfeld zu unterbinden. Bei der Zugangsverweigerung — der Verhinderung feindlicher militärischer Bewegungen in ein Operationsgebiet — werden Angriffsflugzeuge, Kriegsschiffe und spezialisierte ballistische und Marschflugkörper eingesetzt, um wichtige Ziele zu treffen.

Wie wir gesehen haben, lassen sich Kalibr Raketen recht einfach identifizieren und nachverfolgen. Sie bleiben immer noch einer der einflussreichsten Waffensysteme die Russland gegen die Ukraine und Ukrainische Zivilisten einsetzt.

Wie lange das so weiter geht ist jedoch unsicher. Die Raketen sind teuer, werden oft an strategisch-unwichtige Ziele “verschwendet”, und werden immer noch mit ausländischen Komponenten produzieren. Je schneller und effektiver den ausländischen Zulieferern den Gar ausgemacht werden kann, desto schneller wird Russland die Raketenproduktion einstellen müssen. Das könnte vielen das Leben retten.

Entgegen allen Erwartungen, die so eine teure und strategisch-gefeierte Waffe liefern soll, sind Kalibr Raketen zwar relativ zielsicher, leiden zumal aber unter Qualitätsfehlern. Fehlstarts oder anderen Probleme lassen die eine oder andere schon mal aus dem Himmel fallen.

Die ukrainische Armee scheint auch immer besser ausgerüstet zu sein um sie abzufangen. Das treibt Russland an mehr einzusetzen. Pro Angriff, werden nun immer mehr Cruise Missile Raketen gleichzeitig abzufeuern. Auf Zeit, wird das wird immer teurer und irgendwann nicht mehr tragbar.

Im tragischen Fall von Winnyzja hat das Abfangen zwar teilweise geklappt. Die restlichen Raketen haben aber trotzdem ein Blutbad unter Zivilisten angerichtet. Dass so viele Zivilisten sterben mussten, hat wahrscheinlich mit Russlands Generälen und Putin Skrupellosigkeit zu tun. Es war ihnen einfach egal ob Zivilisten ums Leben kamen oder nicht. Wichtig war nur die Mission. Die Analyse bestätigt, dass mit Kalibr Raketen fürchterliche Kriegsverbrechen begangen werden.

Die nächste Gefahr der Russen könnte von sogenannten Burevestnik-Raketen ausgehen. Putin lobte diese neue Generation als einer der “6 Super Waffen”, die er entwickeln ließ. So biete die Burevestnik-Rakete, mit ihrer sagenhaften Reichweite, den westlichen Mächten mit einer nuklearen Antwort.

Hinweise ob Russland diese atomgetriebene Rakete nun teste, gäbe es auch. Recherchen mit Satellitenbilder zeigen, dass das Testgelände Pankovo (auf Novaya Zemlya in der russischen Arktis) angeblich erhöhten Aktivitäten aufzeigt.

Nicht nur in der Ukraine gibt es Sorgen, dass russische Kalibr Raketen Schaden anrichten könnten. Geheimdienste und das Amerikanische Militär zitterten als zwei U-Boote (eines Russisch und eines Chinesisch) mit Kriegsschiffen in die Wirtschaftszone der USA auf den Kiska Inseln in Alaska, einfuhren. Von den sechs Kriegsschiffen trugen drei Kalibr-Raketen mit Nuklearsprengköpfen an Board. Es war das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass eine Schlachtformation von Schiffen so nahe an US-Boden herantraten.

Wie der Krieg mit den Raketen Kunst inspiriert:

Die Raketen haben den Künstler Tautiev Vladimir Badcherievich inspiriert: Öl auf Leinwand (160x150), 2021. Titel: “Launch of Caliber from the Caspian Sea” (link)

--

--

Techjournalist