Verprügelt, überfahren und erschossen: vernichtende Beweise für die Brutalität der iranischen Polizei auf Video festgehalten

Ein brutales Video erscheint im Internet. Das Opfer wird verprügelt, von einem Motorrad überfahren und dann aus kurzer Entfernung erschossen. Mitglieder des iranischen Parlaments diskreditieren das Material sofort als Fälschung. Aber es ist echt. Überraschenderweise überlebt die Person den Angriff. Eine Open-Source-Untersuchung (OSINT) fand heraus was passiert ist, analysiert den brutalen Angriff, an dem ein Dutzend Polizisten — darunter ein hochrangiger Beamter — beteiligt waren.

Techjournalist
11 min readFeb 21, 2023

21September 2022 war ein warmer Tag in Teheran. Nach 18 Uhr zeigte das Thermometer noch stickige 23 bis 26 Grad Celsius an. Hitze herrschte auch auf den Straßen, in den verschiedenen Vierteln der Stadt und ihrer 8,7 Millionen Einwohner. Erst vor wenigen Tagen, am 16. September, starb die 22-jährige Mahsa Amini, nachdem die Polizei sie in gewarsam nahm.

Sie war inhaftiert worden, weil sie angeblich ihren Hidschab nicht gemäß den staatlichen Vorschriften trug. Viele Iraner waren wütend und traurig über ihren Tod. Diejenigen, die es wagten, gegen ein mörderisches Regime nun zu demonstrieren, brachten sich selbst in tödliche Gefahr. Die Polizei schoss mit scharfer Munition auf die Demonstranten, wie mehrere Beiträge in den sozialen Medien zeigen.

Twitter-Posts, einer von einem erschossenen Demonstranten im Iran und ein Post, der einen ranghohen Polizeibeamten dabei zeigt, wie dieser mit seiner Pistole in die Menge schießt — gepostet Ende September 2022 (von @MayraYazdari und @aliostad) — Es sind Berichte aufgetaucht, wonach am 21. September eine Spezialeinheit, die Yegan Vijeh, (persisch: يگان ويژه) im Teheraner Stadtteil Nazi Abad anscheinend aktiv war. Sie gild für besonders brutal. Die Einheit soll Vogelschüsse und Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt haben. In anderen Beiträgen in den sozialen Medien ist von “scharfer Munition” die Rede. Nazi Abad war nicht der einzige Ort, an dem Unruhen und Proteste ausbrachen. Um kurz nach 20 Uhr am 21. September zählte ein Twitter account run 33 weitere Proteste, die Orten im ganzen Land stattfanden.

Was folgte war eine Reihe von tragischen Todesfällen im ganzen Land, darunter zwei Dutzend Kinder. Amin Maarofi, 16, wird an diesem Tag in Oshnavieh in der Provinz West-Aserbaidschan von Sicherheitskräften in den Kopf geschossen.

Ein weiterer 16-Jähriger, Amir Ali Fuladi, wird von Sicherheitskräften in Eslamabad-e Gharb erschossen. Im Teheraner Stadtviertel Nazi Abat stirbt einige Tage später ein weiterer 16-Jähriger. Ein weiterer Hitzeschuss durch Sicherheitskräfte. Die Polizeikräfte zielen absichtlich auf das Gesicht und die Augen von Demonstranten.

21. September, Schüsse im Hintergrund eines Videos zu den Protesten zu hören. Rechts: Behauptungen eines Social Media Accounts, dass die Spezialeinheit der Regierung Vogelschüsse und Wasserwerfer gegen Demonstranten in dieser Nacht einsetzt (Quelle)

Der 21. September sollte eigentlich ein Tag zur Huldigung der Menschenrechte dienen. Die UNO nannte ihn den “Internationalen Tag des Friedens”, und die UN-Generalversammlung widmete ihn der “Stärkung der Ideale des Friedens”, indem sie eine 24-Stunden-lange Zeit der “Gewaltlosigkeit und des Waffenstillstands” forderte.

Das iranische Oppositionsbündnis NCRI und die gewählte Präsidentin Maryam Rajavi nutzten die Gelegenheit, um das Regime der Mullahs zu verurteilen und die Menschen zu motivieren, “sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen, um das iranische Volk bei seinem laufenden Aufstand zu unterstützen”. Also gibt es noch mehr Demos. Und anstatt eines friedlichen Zusammenkommens, wird brutal gegen Demonstranten und freie Meinungsäußerung vorgegangen, wie Videoaufnahmen aus dem ganzen Land schmerzhaft belegen.

Der 21. September war der Tag mit den meisten registrierten Ausschreitungen und einer der tödlichsten Tage für die Demonstranten, wie aus öffentlich zugänglichen Daten und Nachrichten hervorgeht. Die Daten der internationalen Protestdatenbank ACLED veranschaulichen den Anstieg nach Aminis Tod und den Höhepunkt der Unruhen auf Irans Straßen.

Die Daten deuten auch darauf hin, dass die tödlichste Region Sistan und Baluchestan und insbesondere die Stadt Zahedan war, wo über hundert Todesopfer zu beklagen waren. An den tödlichen Anschlägen waren mehrheitlich die (seit 1989 regierenden) iranischen Polizeikräfte beteiligt.

TJ

DATEN: Bereits Anfang Oktober tauchten Zahlen über Todesopfer der in Oslo ansässigen Organisation Iran Human Rights auf, wonach iranische Regierungstruppen seit dem Ausbruch der Unruhen am 16. September nach dem Tod von Mahsa Amini in nur wenigen Wochen 201 Demonstranten getötet haben, darunter 23 Minderjährige. Ende Dezember stieg die Zahl auf 529 getötete Demonstranten an.

Diese Untersuchung kann belegen, wie ein Video (siehe unten), das mehr als anderthalb Monate nach seiner Aufnahme am 1. November 2022 von einem sozialen Aktivisten auf Twitter geleakt wurde und dann viral ging, tatsächlich echt ist.

Der Vorfall ereignete sich auf dem Höhepunkt der Amini Proteste, zu einer Zeit, als die meisten Unruhen gezählt werden und die meisten Todesfälle unter den Demonstranten zu verzeichnen war.

Internationale Medien, darunter die BBC und CNN, griffen das Video auf. Millionen von Menschen sahen sich die dramatischen Szenen des von-einer Dachterrasse aus aufgenommenen Videos an. Überall auf der Welt nahmen Aktivisten und Journalisten Notiz. Interviews mit Menschenrechtsexperten wurden arrangiert und ausgestrahlt. Organisationen wie Amnesty International drückten ihre Solidarität aus und erklärten: “Die Grausamkeit der iranischen Sicherheitskräfte wieder einmal keine Grenzen kennt”.

Kommentatoren stimmten sich zu: Die erschütternden Szenen des Videos, die das brutale Vorgehen gegen einen unbewaffneten Demonstranten zeigen, stehen für die vielen brutalen Angriffe auf die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit im Iran.

Das einzige Problem war: Sie alle versäumten es, Verifikationsbeweise für das Video zu liefern. War das Video echt und fand zu der Zeit nach Aminis Tod statt. Keiner konnte es mit Sicherheit sagen. Die meisten Berichte der internationalen Medien kamen mit dem deutlichen Hinweis, es handle sich hier um “Filmmaterial, das nicht sofort verifiziert werden konnten”.

In einem kleinen Team von OSINT-Ermittlern und Journalisten haben wir das Filmmaterial überprüft, Zeugenaussagen bestätigt, den genauen Ort gefunden und den Tag abgeglichen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es echt ist. Wir fanden heraus, dass gewalttätigen Ausschreitungen Ende September 2022 in einer Straße am südlichen Rand des Teheraner Stadtteils Nazi Abad stattfanden. Einige der Täter, die das Opfer — wir werden ihn Reza* nennen — angriffen, trugen Polizeiuniformen. Ein Kommandant war ebenfalls anwesend. Die Szene wurde von einer Dachterrasse eines neuen Gebäudes aus gefilmt.

Iranische Abgeordnete nannten die Amateuraufnahmen eine Fälschung. Nachdem die Beweise aus offenen Quellen gesammelt worden waren, setzten wir uns auch mit einem Zeugen in Verbindung, um die Aufnahmen zu bestätigen.

Überprüfung des genauen Standorts in Nazi Abad, Theran, Iran: Die OSINT-Untersuchung fand und bestätigte den Standort des Videos durch die Suche nach visuellen Merkmalen im Video wie runde Fenster (rot), ein L-förmiges Gebäude (blau) und ein Baum (gelb) auf Satellitenbildern von Teheran (unten). Das Video wurde im Stadtteil Nazi Abad gedreht, genauer gesagt in dieser Straße in der Nähe der Hausnummer 17. (Anneleen van Kuyck, Brecht Castel)

Wir sehen, wie Reza getreten, mit Schlagstöcken geschlagen, von einem Motorrad überfahren und schließlich ins Gesicht geschossen wird. Unsere Untersuchung zeigt, dass die Aufnahmen anderthalb Monate früher entstanden sind, als sie auf der Social-Media-Plattform Twitter veröffentlicht wurden. Warum ist nicht klar.

Am 21. September waren die iranischen Proteste auf ihrem Höhepunkt, und an diesem Tag wurde das Video gedreht. Das turbulente Filmmaterial zeigt mindestens 11 Männer, die auf Reza einschlagen und ihn treten. Wir erkennen die Schutzkleidung der iranischen Bereitschaftspolizei (in Gelb) und die Uniform eines Polizeikommandanten (in Rot).

BC

Bei dem Motorrad, mit dem Reza überfahren wurde, handelt es sich um eine weiße Honda CBX 750, ein Modell das gern von der iranischen Polizei in Teheran verwendet wird. Es wiegt zwischen 215 und 240 kg. Wir gehen davon aus, dass ein solches Gewicht — ein Vielfaches des Gewichts des Opfers — beim einem Opfer Knochenbrüche und schweren Verletzungen hinerlassen könnten. Zumindest nahm die Attack für kurze Zeit dem Opfer die Atemlust.

Wir haben die Fahrzeuge (links) mit dem Video (rechts) verglichen. Einem iranischen Polizeisprecher zufolge soll eine Untersuchung eingeleitet worden sein. Deren Ergebnis ist noch nicht bekannt. Das Regime schweigt.

TJ

Am Ende des Videos bleibt der verprügelte Reza leblos am Boden liegen. Wir haben ein Foto (Mitte) gefunden, das kurz nach dem Vorfall aufgenommen wurde. Rezas wurde verlegt. Aber das Muster der Fliesen, die auf dem Foto zu sehen sind, entspricht dem Vorfall. Das Foto wurde also in unmittelbarer Nähe aufgenommen.

Bitte beachten Sie: Wir verlinken absichtlich nicht auf die Originalbilder, um Rezas Sicherheit nicht zu gefährden (BC)

Fotos des Opfers (links) kursieren in den sozialen Medien. Nach der Überprüfung passen diese tatsächlich: Das Logo auf seinem T-Shirt und das Tarnmuster seiner Hose (grün) stimmen überein.

Reza* ist ein 30-jähriger Ingenieur, der Bollywood-Filme liebt. Politisch ist er nicht aktiv. Dass er den Anschlag überlebt hat, führt er auf “ein Wunder oder die Gebete seiner Eltern” zurück. Wegen der schweren Schusswunde im Gesicht wurde er in einem privaten Krankenhaus in Teheran plastisch operiert. In einer anderen achchirurgische Klinik wurde er auf seine Trümmerfraktur an der Hand behandelt.

Wir zeigen die Bilder dem Leiter der Abteilung für Gerichtsmedizin am Universitätskrankenhaus im Belgischen Leuven. Der Experte erklärt, dass “die große Wunde an der linken Wange wie ein Streifschuss durch ein Projektil, möglicherweise ein Geschoss, aussieht”. Der Ruß auf der Rückseite des Ohrs deutet darauf hin, dass er aus nächster Nähe angeschossen wurde.

Die große Wunde in seinem Gesicht passt zu dem Schuss, den am Ende im Video zu sehen ist. Bei Minute 2:06 ist ein Polizeibeamter in voller Montur zu sehen, der mindestens einen Schuss aus einer schwarzen Schrotflinte abgibt. Dies stimmt auch mit den Berichten über die Gewaltanwendung der Polizei überein. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Iran HMR handelte es sich bei den Schrotflinten, die bei den jüngsten Protesten von den iranischen Sicherheitskräften eingesetzt wurden, in der Regel um Pump-Action M2 und Benelli M2/M4, Kaliber 12.

Nach einem Bericht von IranWire (der auch den Vorfall in unserem Video behandelt) werden von der Polizei drei Arten von Schrotflinten verwendet: Vogelschüsse, Bockschüsse und Flintenlaufgeschosse. Jede von ihnen verursacht bei einem Schuss aus kurzer Entfernung unterschiedlich starke Schäden am Körper oder im Gesicht. “Die Verwendung eines Geschosses aus so kurzer Entfernung würde zum Tod oder zu Amputationen führen”, heißt es in einem Bericht von BBC Persien über einen Fall über einen Menschen der auch aus kurzer Entfernung angeschossen wurde.

Flintenlaufgeschosse verursachen Schnittwunden, brechen Knochen oder trennen Gliedmaßen ab und verursachen häufig Wunden, auf die die Autoren verweisen.

Die iranischen Streitkräfte verfügen über zwei Arten von Schrotflinten, heißt es. Die eine ist eine lange Schrotflinte mit festem Gewehrkolben. Dabei handelt es sich in der Regel um das Modell Yuz. Sie werden von Khorasan Shahid Kaveh Industries hergestellt, einer Tochtergesellschaft des iranischen Verteidigungsministeriums.

Ein mögliches (aber wegen der schlechten Auflösung nicht eindeutig verifizierbares) Modell für unseren Fall ist die Flinte Karatay 612 HD, die von der türkischen Firma Akkar hergestellt wird und für die die iranischen Polizeieinheiten Werbematerialien herausgegeben haben.

Eine weitere Model, ist die halbautomatische Modell Escort MPA-TS, wird von HATSAN, einem anderen türkischen Unternehmen, hergestellt. Welche Schrotflinte hier genau verwendet wurde, können wir nicht bestätigen.

Zwei mögliche Optionen für schwarze Schrotflinten aus türkischer Produktion, die von den iranischen Polizeikräften verwendet werden: Karatay 612 HD (oben) oder Escort MPA-TS (unten) — Zum Vegleich, die Szene als Reza beschossen wird

Auch konnten wir nicht herausfinden, ob Reza mit Gummi-, Plastik- oder Metallkugeln beschossen wurde. In jedem Fall wirft der Einsatz dieser Geschosse aus nächster Nähe Menschenrechtsfragen auf.

In einem Dokument des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR), das “Leitlinien für weniger tödliche Waffen bei der Strafverfolgung” enthält, heißt es, dass keines dieser Geschosse “auf den Kopf, das Gesicht oder den Hals gerichtet werden sollte” (Seite 36). Aus den Videoaufnahmen geht hervor, dass gegen diese Vorschrift verstoßen höchstwahrscheinlich wurde.

Auf das Gesicht zu zielen, passt zu dem brutalen Vorgehensweisen der iranischen Polizei gegen unbewaffnete Demonstranten. Mitarbeiter mehrerer Krankenhäuser berichteten von einem drastischen Anstieg der Verletzungen an den Augen der Demonstranten die sie besuchten.

Eine iranische Menschenrechtsorganisation aus Norwegen sammelte Beweise und kam zum Schluss, dass staatliche Agenten der Islamischen Republik bei der Niederschlagung der jüngsten Proteste systematisch mit ihren Waffen auf Augen zielten. In einem Bericht der New York Times vom November war die Rede von Hunderten, die an den Augen während der Demos verletzt wurden.

It is the same location in Tehran. The pattern of the tiles (yellow) and the curving of the wall (red) match the video footage (BC)

Am 26. Januar 2023 postet Reza ein mutiges Video auf seinem Instagram-Konto (Screenshot links). Er begibt sich zurück an den Ort, an dem er von der Polizei angegriffen wurde. In seiner emotionalen Botschaft an seine iranischen Mitmenschen fragt er, warum genau er angegriffen wurde:

Warum haben sie mir das angetan? Nach ein paar Monaten kann ich wieder richtig gehen, der Bruch an meiner Hand und sogar die tiefe Wunde im Gesicht sind verheilt, aber die Fragen in meinem Kopf bleiben unbeantwortet. […]

“Der Tod gewann vor meinen Augen an Kraft, die Schläge der Schlagstöcke waren schmerzhaft, das Rad des Motorrads auf meiner Brust ließ mich nicht mehr atmen […]

“Er schoss mit einer Schrotflinte auf mich […] Um mich zu verteidigen, konnte ich nur den Kopf drehen, und dann ging die Kugel durch mein Gesicht und riss auf. Ich schrie, dass es vorbei sei. In diesem Moment dachte ich in meinem Herzen an meine Mutter und an dich, an das Mädchen, dem ich tausendmal versprochen hatte, für sie da zu sein.”

“Zwei Jahre sind vergangen, seit ihr Bruder an Corona gestorben ist. Ich dachte an meine Familie und Freunde, wie sehr sie mich vermissen würden…. Wie sehr ich sie sehen wollte.”

“Nazi Abad ist der Ort, an dem ich wiedergeboren wurde, und jedes Mal, wenn ich diese Straße passiere, denke ich an all die Menschen, die ungerechterweise und unschuldig in diesem großen Feuer verbrannt sind. Haben sie daran gedacht, ihre Liebsten wiederzusehen? […] [Diese Botschaft ist] im Gedenken an all die Unschuldigen, die unter der Erde begraben sind oder die keine Stimme mehr haben, um gehört zu werden.”

Rezas Antwort ist ein Beispiel dafür, wie sich ein Opfer nicht so leicht einschüchtern lässt. Rezas fast poetisch-geschriebener Beitrag beginnt mit: “Man sagt, der Verbrecher kehrt immer an den Ort des Verbrechens zurück… Ich kam zurück und fand keinen von ihnen, keinen von ihnen mit einem Schlagstock in der Hand”.

Es zeigt auch, dass nicht nur Aminis Tod (sondern möglicherweise auch Rezas Angriffsvideo) zu weiteren Unruhen unter den Demonstranten geführt hat. Während das Video zweifelsohne online Wut auslöste — die erste Version des Videos, die von dem sozialen Aktivisten Masih Alinejad geteilt wurde, wurde mehr als 1 Million Mal angesehen - könnte es auch offline zu Spannungen auf den Straßen geführt haben.

Ein Online-Kommentator in den sozialen Medien prophezeite einen Tag nach dem Auftauchen des Videos: “Naziabad und Fallah werden heute Abend wahrscheinlich stürmisch sein! Frauen und Mädchen haben sich bereit erklärt, Reza* zu unterstützen, und ich hoffe, die Männer werden sich ihnen mit dem Eifer von Naziabad anschließen!

Eine weitere Reaktion auf das Video kam von Trollen, die es als Fälschung bezeichneten. Mögliche Anhänger des Regimes verbreiteten in Kommentaren Zweifel. In einem solchen Kommentar auf der Nachrichten-Website Aftabnews.ir hieß es: “Diese Szenen sind gefilmt, mit Photoshop bearbeitet und von Amerika bearbeitet, um die Polizei brutal aussehen zu lassen”.

Andere schlossen diese Kommentare jedoch mit einem Posting ab: “In den letzten ein bis zwei Monaten wurden so viele Videos und Beweise veröffentlicht, dass es lächerlich ist, sie zu leugnen.”

Kommentar unter einem Bericht über den Angriff, in dem behauptet wird, das Video sei gefälscht worden

Trotz all der Schmerzen, die Reza ertragen musste, scheint er nicht ans Aufgeben zu denken. Er reicht eine Beschwerde gegen die Polizei ein. Sein Anwalt verfolgt den Fall weiter und hat die Polizei über die Weiterverfolgung einer Anzeige informiert. In der Zwischenzeit bleibt Reza absichtlich vage, was weitere Details angeht.

Er sagt nur, dass er nach ein paar Monaten endlich wieder laufen könne. Aber er bleibt vorsichtig. Die Polizei könne ja jederzeit wieder an seine Tür klopfen. Es hat Monate gedauert, bis seine tiefen Wunden im Gesicht verheilt waren. Die Frage, warum sie ihn auswählten, bleibt bis heute unbeantwortet: “Warum haben sie mir das angetan?”

*Reza ist ein Pseudonym.
**Diese Untersuchung ist eine Zusammenarbeit der investigativen Journalisten Anneleen van Kuyck, Archit Mehta (Alt News), Brecht Castel (Knack) Techjournalist (BH), und Kalim Ahmed (Alt News).

Fazit

Das Video der Polizeigewalt, das am 1. November 2022 online gestellt wurde, ist echt. Wir konnten herausfinden, dass die Gewalt am 21. September 2022 in einer Straße im Teheraner Stadtteil Nazi Abad stattfand. Einige Täter trugen Polizeiuniformen; auch ein Kommandant war anwesend. Wir stufen die Bilder als echt ein.

Quellen

Der Artikel enthält Links zu allen verwendeten Quellen. Der letzte Zugriff auf alle Quellen erfolgte am 15. Februar 2023.

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